Hans Kohler
Hans Kohler beginnt mit 23, nach den Schuljahren in der Förderklasse und ersten Anstellungen als Handlanger, unvermittelt auf liniertem Schreibpapier eigenartige Ornamente zu zeichnen, feingliedrige Liniengeflechte in eigenwilligen Farbklängen. Ein grosses Künstlertalent bricht hervor – Hans Kohler wird Maler. Ein Büchlein mit Bildern von Paul Klee, von der ehemaligen Lehrerin ausgeliehen, bringt den lebenslang einzigen künstlerischen Impuls in Kohlers frühes Schaffen. Sogleich beginnt er daraus abzumalen. Die Mutter, die wachsam beobachtet, wie das Vokabular Klees Hans‘ eigenes verdrängt, heisst ihn kurzerhand, das Büchlein zurückzubringen. Für den Autodidakten bleibt diese kurze Episode mit Paul Klee präsent, doch bald schon sind die Elemente des Meisters mit seiner eigenen Bildsprache unentwirrbar verwoben. Mehr und mehr entwickelt sich das Ornament zum Bild, die für jedes Bild zu Anfang festgelegte Farbregie offenbart vollends sein einzigartiges Talent. Der Sänger/Maler Arthur Loosli wird sein Mentor, organisiert erste Ausstellungen und begleitet sein Schaffen über Jahre. Hans Ulrich Schwaar entdeckt früh das Potenzial dieses Künstlers im Grenzbereich zwischen Art brut und Moderne – seine Sammlung wächst heran zu einem repräsentativen Querschnitt durch Kohlers Werk. Zeitlebens wohnt er bei seinen Eltern in Meiringen, nach dem Tod des Vaters allein mit seiner Mutter, die ihn bis zu seinem plötzlichen Tod 2006 mit liebevoller Strenge umsorgt.
1999 richtet die Langnauer Kulturkommission dem noch weithin Unbekannten in der Kupferschmiede eine umfassende Retrospektive aus, dazu erscheint eine reich bebilderte Monografie. Die Resonanz ist ausserordentlich, so erfährt Hans Kohler seine breite Anerkennung statt im Haslital in Langnau, wo nun die umfassendste Sammlung seiner Werke konserviert ist.