Eugen Jordi

1894 - 1983

Die Künstler-Freunde Eugen Jordi und Emil Zbinden bilden in der Kunstsammlung Schwaars mit umfangreichen Werkgruppen einen Schwerpunkt. Beide orientieren sich nicht an zeitaktuellen stilistischen Trends, vielmehr ist ihr Blick auf den Alltag der Menschen gerichtet. Beide beginnen als «Schwarzkünstler», als Setzer und Drucker, und damit in prägender Nähe zur Welt der Arbeit und der Arbeiter.

Der Vater hatte 1897 in Belp eine kleine Druckerei gegründet. Eugen als jüngster von fünf Brüdern (später kommt noch eine Schwester dazu) muss neben der Schule in der Druckerei Handlangerdienste leisten. Sein 10 Jahre älterer Bruder Fritz wird auf seinen Wanderjahren in Deutschland mit dem Sozialismus bekannt. Als er zurückkehrt, werden die fünf Brüder, wie Jordi in seinen Erinnerungen schreibt, «bald die eifrigsten Sozialdemokraten», sie lesen «Das Kapital» von Marx, abonnieren die sozialistische Zeitschrift «Die neue Zeit». Vielversprechende Anfänge als Maler bricht Jordi abrupt ab, da es ihm nun unmöglich scheint, «bourgeoise Kunst zu machen». Im väterlichen Betrieb wächst Eugen in die Berufe des Druckers und Setzers hinein, ohne eine ordentliche Lehre zu machen. Als es für die Jordi-Söhne an der Zeit ist, die Druckerei zu übernehmen, schicken sie Eugen 1915 an die «Münchner Lehrwerkstätten», wo er Grafik studieren soll – als Grafiker und Illustrator bringt er neuen Schwung in die Druckerei. 1921 heiratet er Emma Wägli, zwei Kinder kommen zur Welt. 1927 zieht die Familie nach Kehrsatz, wo Jordi nun als selbstständiger Grafiker eine beachtliche Karriere beginnt: Er entwirft Briefmarken, gestaltet Pavillons an der Landi 1939, wird Lehrer an der Berner Kunstgewerbeschule.

30 Jahre nach seinen jugendlichen Anfängen, beginnt Jordi wieder zu malen. Erste Bilder werden 1941 an der Nationalen Kunstausstellung in Luzern gezeigt. Die drei Freunde Emil Zbinden, Eugen Jordi und Rudolf Mumprecht wachsen in diesen Jahren zu einem «Künstlerkollektiv» zusammen, für das neu erbaute Schulhaus Wylergut entwickeln sie ein Konzept mit drei Wandmalereien: Jordi und Zbinden gestalten ein Bild-Alphabet mit Tieren und Menschen verschiedener Ethnien, damals eine kaum hinterfragte Sichtweise, die jedoch 2019 eine Kontroverse über Rassismus auslöst. Das Fresko wurde inzwischen abgenommen und dem Bernischen Historischen Museum übergeben.

1951 bis 1953 zeichnen und malen die drei Freunde jeden Sommer auf der Staudamm- Baustelle auf Oberaar und schaffen damit ein monumentales Zeitdokument. Immer weiter vertieft sich der Realist Jordi als Maler, Lithograf und Zeichner in sein grosses Thema des Alltagsmenschen: Das Drittklass-Abteil im Zug, das Gedränge in den Berner Lauben, Baustellen, Arbeiter und Bauern – in der stets etwas russigen Textur seiner Bilder offenbart sich seine standhafte gesellschaftliche Orientierung, noch klingt der frühe Impuls an, den der Bruder aus Brandenburg mitgebracht hatte.

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  • Breithorn

    1948

    Tusche/Aquarell, 38,5 x 56,5 cm

    Rahmen, 52 x 72 cm

    Inventar Nr. ATS_90

    Kunstsammlung der Gemeinde Langnau

    Sammlung Hans Ulrich Schwaar

  • Drittklasswagen II

    Öl, 82 x 116,5 cm

    Rahmen, 89 x 122,5 cm

    Inventar Nr. ATS_81

    Kunstsammlung der Gemeinde Langnau

    Sammlung Hans Ulrich Schwaar

  • Kabis, Feigen, Krüge

    1969

    Öl, 64,5 x 81 cm

    Rahmen, 69,5 x 86,5 cm

    Inventar Nr. ATS_86

    Kunstsammlung der Gemeinde Langnau

    Sammlung Hans Ulrich Schwaar

  • Die Arbeitslosen

    1940

    Öl, 83 x 110,5 cm

    Rahmen, 85 x 112 cm

    Inventar Nr. ATS_80

    Kunstsammlung der Gemeinde Langnau

    Sammlung Hans Ulrich Schwaar

  • Stechelberg

    Tusche/Öl, 104 x 80 cm

    Rahmen, 109 x 85 cm

    Inventar Nr. ATS_87

    Kunstsammlung der Gemeinde Langnau

    Sammlung Hans Ulrich Schwaar

  • Gerstenhörner

    Öl, 101 x 75 cm

    Rahmen, 108 x 81,5 cm

    Inventar Nr. ATS_85

    Kunstsammlung der Gemeinde Langnau

    Sammlung Hans Ulrich Schwaar

  • Doldenhorn

    Öl, 92 x 122 cm

    Rahmen, 95,5 x 127,5 cm

    Inventar Nr. ATS_83

    Kunstsammlung der Gemeinde Langnau

    Sammlung Hans Ulrich Schwaar

  • Pietro Jordi an der Töpferscheibe

    1965

    Öl, 107,5 x 85 cm

    Rahmen, 110,5 x 87 cm

    Inventar Nr. ATS_84

    Kunstsammlung der Gemeinde Langnau

    Sammlung Hans Ulrich Schwaar

  • Die Jasser

    um 1960

    Öl, 97 x 131 cm

    Rahmen, 108 x 136 cm

    Inventar Nr. ATS_92

    Kunstsammlung der Gemeinde Langnau

    Sammlung Hans Ulrich Schwaar

  • Margaretenweg Zürich

    1978

    Öl, 120 x 152 cm

    Rahmen, 126,5 x 159 cm

    Inventar Nr. ATS_88

    Kunstsammlung der Gemeinde Langnau

    Sammlung Hans Ulrich Schwaar

  • Stilleben mit Rotkabis

    Öl, 57 x 78 cm

    Rahmen, 59,5 x 81 cm

    Inventar Nr. ATS_89

    Kunstsammlung der Gemeinde Langnau

    Sammlung Hans Ulrich Schwaar

  • Stockhorn

    Tusche, 55 x 37 cm

    Rahmen, 72 x 52 cm

    Inventar Nr. ATS_91

    Kunstsammlung der Gemeinde Langnau

    Sammlung Hans Ulrich Schwaar