Emil Zbinden
Die lllustrationen der Gotthelf-Neuausgabe der Büchergilde Gutenberg haben Zbinden zu einem der populärsten Künstler der Schweiz gemacht. Während 16 Jahren schafft er dafür über 900 Holzstiche. Mit klarem politischem Kompass widmet Zbinden sein Werk dem Leben der «kleinen Leute», illustriert gewerkschaftliche Schriften und politische Flugblätter. In seinem grossen Atelier am Berner Münsterplatz trifft er sich mit seinen Künstlerfreunden Eugen Jordi und Rudolf Mumprecht, sie wachsen zu einer Art «Künstlerkollektiv» zusammmen. Sie beschliessen, gemeinsam nach Zermatt zu fahren, um in den Bergen zu malen, allerdings stellen sie bald fest, dass Hodler dies wenige Jahrzehnte zuvor weit besser gelungen war. Da aber vernehmen sie von den gigantischen Staudamm-Baustellen in verschiedenen Bergtälern. Technik und Berge: Hier öffnet sich ihnen ein noch unbegangener Pfad. Während drei Jahren arbeiten sie im Sommer auf der Grimsel, als Mumprecht ausschert, machen Jordi und Zbinden weiter auf Albigna im Bergell.
Seine Kindheit verbringt Emil Zbinden in Herzogenbuchsee, 1916 lässt sich die Familie im Berner Mattequartier nieder. Während der Lehre als Schriftsetzer kommt er durch seinen Meister in Kontakt mit der Welt der Arbeiterbewegung, für den jungen Mann ein richtungsweisender Impuls. Es folgen erste Anstellungen in Berlin, er besucht Holz- schnittkurse und lernt Bruno Dressler, den Direktor der Büchergilde Gutenberg, kennen. 1929 tritt Zbinden in die Meisterklasse der Staatlichen Akademie für grafische Künste und Buchgewerbe in Leipzig ein, aber nach zwei Jahren lässt ihn das aufkochende politische Klima per Velo in die Schweiz zurückkehren. Als freischaffender Grafiker arbeitet er in Bern, Zürich und Nizza. Inzwischen ist Dressler mit der Büchergilde in die Schweiz emigriert, es entstehen nun nach und nach die 16 Bände der berühmten Gotthelf-Ausgabe. Nebst einer grossen Anzahl von Holzstichen finden sich in der Sammlung Schwaar auch freie Arbeiten Zbindens, darunter meisterhafte Handzeichnungen von Emmentaler Charakteren am Langnau Märit.